Terra Incognita - Ein Traum

“Lucky Bay”, einen treffenderen Namen könnte diese Bucht nicht tragen. In der glücklichen Bucht ist das Wasser so klar, dass man selbst vom Strand aus jeden Fisch sehen kann. Der blaue Himmel spannt einen endlosen Bogen über die mächtigen Granitfelsen, die aus dem Meer und aus dem angrenzenden Wald ragen. Und es mag wie ein australisches Klischee klingen, aber ein Känguru hüpft tatsächlich über den weißen Sand, um uns neugierig zu begutachten.

Sandburgen bauen - der feine weiße Sand ist bestens dafür geeignet.
Wer kann diesem Wasser wiederstehen?
Happy am Strand
Besser als das Klischee

Der Cape Le Grand National Park in der Nähe von Esperance fällt ohne Zweifel in unsere Top 10 - und zwar weltweit. Jeder Strand, den wir anfahren, übertrifft den vorherigen an Schönheit. Wir schwimmen im kalten, aber wunderbar blauen Wasser der Hellfire Bay (die ihren Namen nicht den ewigen Feuern der Hölle, sondern dem seltenen Phänomen des blauviolett leuchtenden Elmsfeuers zu verdanken hat) und picknicken anschließend auf den warmen Felsen, die sanft in’s Meer abfallen.

Unser kleiner Abenteurer auf Entdeckungskraxelei
Nach all den Eindrücken schmeckt ein einfaches Picknick besonders gut.
Cape Le Grand Beach

Am Cape Le Grand Beach lesen wir die Infotafeln zur Dream Time Geschichte, die sich um diese Bucht rankt. Zwei ungehorsame Buben wurden demnach von einem Adler in’s Meer geworfen, wo sie als zwei Felsen vor der Küste sichtbar sind. Die Felsen am Ufer sind ihre Familie, die bis heute auf die Rückkehr der Kleinen wartet. Jakob gibt sich völlig unbeeindruckt - er ist wohl leider noch zu klein, um „die Moral von der Geschicht“ zu verstehen…

Die Dream Time Geschichte ist auf einem Gebäude in Esperance dargestellt.

Wir waren gespannt auf diese uns unbekannte Gegend, die in Reiseführern und auf social media oft als eine der schönsten Gegenden Australiens angepriesen wird. Unsere Route führt uns von Esperance entlang der Südküste bis nach Denmark und dann durch die unglaublich fruchtbaren Ausläufer der Margret River Weinregion hinauf nach Busselton an der Westküste. Die unglaublichsten Strände und Felsenbecken wechseln sich hier ab mit fruchtbaren Feldern, Obstplantagen und grünen, dichten Wäldern.

Esperance ist so entspannt, wie es von Einheimischen und in Reiseführern angepriesen wird - unserem Geschmack nach etwas zu entspannt. Obwohl hier vor jeder einzelnen Unterkunft ein Schild mit „NO Vacancy“ hängt, sieht man kaum Menschen auf den Straßen. Die Parks sind leer und auf den Spielplätzen sind wir teilweise alleine. Es scheint, als diene die Stadt vor allem als Basislager für Ausflüge in die Umgebung. Also schließen wir uns an und machen uns mit unseren Rädern auf den Weg. Western Australia ist ein Paradies für Radfahrer, jedes Dorf verfügt über gut ausgebaute Radwege. 36 Kilometer und viele Eindrücke später kehren wir müde, aber glücklich zurück auf den Campingplatz.

Auf so gut ausgebauten Radwege machen weite Entdeckungsfahrten Spaß.
Jakob genießt den Fahrtwind und ist beim Radfahren ein absoluter Engel.
Bei jedem Stopp werden die Räder fachmännisch überprüft und "repariert".
Aus der Luft sind die Strände gleich doppelt so schön...

Nach einer Nacht in Denmark, eine charmanten kleinen Dörfchen mit einem außergewöhnlich klaren Fluss, der zum Schwimmen und Schnorcheln einlädt, fahren wir weiter Richtung Nordwesten.

Wir nutzen einen regnerischen Vormittag für einen Museumsbesuch - zu Jakobs Freude gibts hier jede Menge Automobile!
Schnorcheln im glasklaren Fluss
Elephant Rocks
Ein aufziehendes Gewitter sorgt für beeindruckende Ausblicke.

Die ständig wechselnde Landschaft lädt zum Staunen ein. Es wird grüner, auf den sanften Hügel wachsen Obstbäume und abgeerntete Getreidefelder sind Zeugnis, dass sich hier wohl eine Kornkammer Australiens befindet. Schilder weisen auf Schokolade- und Lederhersteller, privaten Kellereien und Schnapsbrennereien hin. Es ist zu früh für die Verkostung von Hochprozentigem, wir machen deshalb Halt bei einer Naturattraktion.

Das Valley of Giants (Tal der Riesen) ist beeindruckend und macht seinem Namen alle Ehre. Ein kurzer Boardwalk führt Besucher durch einen dichten Wald von Tingle Trees, einer Riesen-Eukalyptusart, die es nur in diesem einen Tal gibt. Einige der massiven, bis zu 45 Meter hohen Bäume sind rund 400 Jahre alt. Sie haben ohne Zweifel einiges gesehen: Die Dream Time Geschichten der Aboriginal, verheerende Buschfeuer, Überflutungen, und nicht zuletzt Scharen von Touristen, die vor den Bäumen für Fotos posieren.

Die massiven Red Tingles laden zum Verstecken-Spielen ein.
Und plötzlich fühlt man sich ganz, ganz klein...
Familienfoto :-)
Wer sich wohl in dieser Höhle versteckt?
Familienfoto II
Entwurzelte Bäume bleiben hier liegen und bieten die beste Fotomotive.

Unser nächster Stopp Busselton ist eine beliebte Urlaubsdestination für die Bewohner von Perth. Die Strände laden zum Sonnenbaden ein, es gibt nette kleine Geschäfte und Cafés und außerdem ragt in Busselton der viertlängste Holz-Pier der Welt hinaus in‘s Meer. Einmal mehr zeigt sich, dass Reisehighlights subjektiv sind. Jakob ist begeistert vom solarbetriebenen Touristenzug, der die Fahrt entlang der 1.800 Meter langen Jetty zwar nicht wesentlich schneller zurücklegt als sportliche Fußgänger, aber dafür „Tschu Tschu Tschu“ macht…

Wir sind ungleich mehr beeindruckt vom Underwater Observatory am Ende des Piers. Hier wurde ein Observatorium im 9 Meter tiefen Wasser versenkt. Es ist eines von nur sechs Observatorien weltweit, die durch große Glasfenster einen Blick in die natürliche Meereslandschaft ermöglichen. Wir können kaum glauben, wie viele Fische sich im Wasser tummeln. Die unterschiedlichsten Pflanzen wachsen an den hölzernen Pfählen, die den Steg stützen. Und dann entdecken wir am Meeresboden auch noch einen großen Oktopus.

Das ist nun wirklich Terra Incognita! Wären wir ohne Kind unterwegs, hätten wir uns vielleicht einem Unterwater Walk angeschlossen, einem Spaziergang am Meeresgrund, ganz praktisch mit Sauerstoffglocke über dem Kopf. Mit Kind klingt die Alternative ungleich verlockender: Wir setzen uns in die Mikrobrauerei an der Strandpromenade, lassen Jakob am Brauerei-eigenen Spielplatz toben, und schauen der Sonne zu, die über der Jetty untergeht.

"Eine Zugfahrt, die ist lustig. Eine Zugfahrt, die ist schön..."
Im Observatorium kommt man der Unterwasserwelt ganz nahe.
Als Zugabe Jakobs erstes eigenes Foto mit einer Spiegelreflexkamera - mit passendem Motiv!
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