Broome: Auf Kamelen in den Sonnenuntergang

Die Fahrzeit vom Karijini National Park nach Broome beträgt neuneinhalb Stunden. Das sind 911 Kilometer, auf denen es nichts gibt außer die wenig aufregende Industriestadt Port Hedland. Von Port Hedland fährt man 604 Kilometer oder knapp über sechs Stunden einen zweispurigen Highway entlang nach Broome. Es gibt vier mögliche Stopps zum Auftanken: Das Pardoo und das Sandfire Roadhouse versorgen unseren Campervan, die Campingplätze am Eighty Mile Beach und in Lagrange unsere Seele.

Mit einer wunderschönen, aber leider toten Taube im Kühlergrill kommen wir an einem brütend heißen Nachmittag am Eighty Mile Beach an. An der Rezeption versorgen wir uns erst mal mit einem 15-Kilo-Sack Eiswürfeln, dann sinken wir in die Campingsessel und versuchen, unsere Körpertemperatur so niedrig wie möglich zu halten. Kurz vor Sonnenuntergang wagen wir uns an den wohlverdienten Strandspaziergang. Der Name ist Programm: Hier gibt es 80 Meilen oder 130 Kilometer nichts - außer Strand. Leider stolpern wir auch über das erste Warnschild, das typisch ist für den Norden Australiens. Schwimmen verboten, denn hier regieren Salzwasserkrokodile und Quallen, deren Stich nicht nur unangenehm, sondern tödlich ist. Dafür eignet sich der Eighty Mile Beach hervorragend zum Muscheln-Sammeln. Uns packt der Ehrgeiz und es ist schließlich Stefan, der die schönste Muschel mit nach Hause bringt. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang wird uns das wohlverdiente Abendessen im Freien gründlich versalzen. Hunderte Käfer, Heuschrecken, Kakerlaken und Mücken wollen ein Stück von unserem Avocadotoast mit Spiegelei abhaben. Davor also hatten die “Bug Invasion” Schilder in den Sanitäranlagen gewarnt! Wir beschließen, am nächsten Tag direkt nach Broome zu fahren und Lagrange ausfallen zu lassen.

Uns bricht beinahe das Herz beim Anblick des toten Diamanttäubchens - Jakob hingegen ist fasziniert
Schwimmen verboten: Hier gibt es einige Meeresbewohner, die dich umbringen wollen
Ausbeute vom ersten schnellen Ausflug an den Strand (es wurde viel, viel besser!)
Bei der Hitze lungert man am besten einfach im Campingstuhl herum...
Die tierischen Bewohner des Campingplatzes genießen den Sonnenuntergang
Und wir auch :-)
Wir spazieren in die untergehende Sonne...
...und dann wieder zurück
"Mama, können wir die einpacken?"
Sternenhimmel über'm Eighty Mile Beach

Broome erscheint uns nach unseren Abenteuern im Outback beinahe als Großstadt. In dem netten Städtchen am Meer gibt es Unterkünfte und Restaurants für jeden Geldbeutel, eine Einkaufsstraße, einen Regionalflughafen und einen „super coolen“, frei zugänglichen Waterpark für die Kleinen. Broome hat vier Hauptattraktionen. Leider fällt unser Aufenthalt in die falsche Woche und damit zwei der vier „Must Do‘s“ ins Wasser. Um die als “stairway to the moon” bekannte optische Täuschung zu sehen, bei der die Spiegelung des Vollmonds über dem Watt die Illusion einer goldenen Treppe erzeugt, muss man (natürlich!) zum Vollmond in Broome sein. Und die Dinosaurier Fußspuren außerhalb der Stadt findet man nur bei extremer Ebbe. Wir gehen die vier Tage hier also gemütlich an und mieten uns in eine kleine Ferienwohnung mit Klimaanlage ein, nachdem wir in der ersten Nacht im Camper kein Auge zumachen - die Temperaturen sinken auch nachts nicht unter 32 Grad! Wir spielen in unserem kühlen Wohnzimmer und im Pool vor der Terrasse und verlassen das kleine Hotel nur in den frühen Morgenstunden und am Abend, wenn die Sonne an Kraft verliert.

Auf dem überschaubaren, aber sehr netten Courthouse Market decken wir uns mit Souvenirs ein und schlürfen zu den Klängen eines Didgeridoos hausgemachte Eislimonade im Schatten eines mächtigen Boab-Baums. Und ticken natürlich die zwei verbleibenden Touristenattraktionen ab: Wir reiten auf Kamelen den berühmten Cable Beach entlang. Jakob hat bereits bei unseren Sonnenuntergangspaziergängen in den Vortagen Bekanntschaft mit den Tieren geschlossen und kann es kaum erwarten. Als die Karawane endlich loszieht, wird klar, warum Kamele auch “Wüstenschiffe” genannt werden. Bei jedem Schritt schaukeln wir sanft von links nach rechts und Jakob quietscht vergnügt. Interessanter Fakt am Rande: In Australien gibt es eine Million Kamele und damit verfügt das Land über die größte wilde Kamelpopulation weltweit. Die ersten Kamele wurden im 19. Jahrhundert als Transporttiere aus Afghanistan importiert. Als motorisierte Fahrzeuge die Arbeit übernahmen, wurden die Kamele in die Wildnis entlassen. Und wie immer, wenn der Mensch in die Natur eingreift, hatte dies verheerende Folgen. Denn Kamele haben auf dem roten Kontinent keine natürlichen Feinde und konnten sich deshalb ungestört vermehren. Auf dem Speiseplan stehen mehr als 80% der lokalen Pflanzenarten und mit ihren grossen Hufen destabilisieren die “Wüstenschiffe” Dünen, die für einheimische Vogel- und Echsenarten lebenswichtig sind.

Fotogen sind sie allerdings, wenn sie in den Sonnenuntergang am Cable Beach ziehen - der völlig zu Recht als vierte Attraktion Broomes gilt. Gute 40 Minuten dauert es, bis die Sonne nach dem ersten Abendrot im Meer versinkt. Und in diesen 40 Minuten erleuchtet der Himmel in einer wahren Explosion aus Gelb, Orange und Rot. Wir sitzen am Strand und genießen den Anblick zusammen mit den anderen Touristen und Einheimischen, die großteils im Geländewagen am Strand sitzen (auch die Polizei hat hier geparkt, die Polizisten fotografieren das Spektakel mit ihren Smartphones) und freuen uns auf eine weitere kühle Nacht in unserer Ferienwohnung. Kaum zu glauben, wie geräumig und luxuriös eine gut ausgestattete Küche und ein eigenes Bad wirken, nach Monaten im Campervan. Als es schließlich weiter geht, sind wir alle ein bisschen wehmütig. Bis Jakob es auf den Punkt bringt: “Happy ist unser Haus. Yayyy, let’s drive!”

Westaustralische Klischees: Didgeridoo-Klänge unter'm Boab Baum
Im Schatten ist es am kühlsten - angenehme 39,5 Grad Celsius ;-)
Drachen steigen lassen am Cable Beach
Für diesen Sonnenuntergang ist Cable Beach berühmt
Am frühen Morgen erkunden wir die Gegend - fotogen ist sie ja, die Kombination aus rot und blau!
Und am Abend geht's dann endlich an's Kamelreiten
Happy auf Tonka
...and goodbye!
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