Ein Marketing-Streich: Die Eyre Peninsula

Austern-Hauptstadt Australiens. Fisch- und Meeresfrüchte-Zentrum Südaustraliens. Kulinarischer Geheimtipp des Südens. Inoffizielle Emu-Hauptstadt. Schwimm- und Schnorchelparadies. Top Destination für Tierfreunde.

Googelt man die Eyre Peninsula, spuckt die Suchmaschine Superlative und Bilder von wunderschönen, weißen Stränden aus. Seelöwen lachen freundlich von den Werbeplakaten und gebräunte, entspannte Pärchen genießen ein Dutzend faustgroße Austern zu einer kühlen Flasche Weißwein. Nun hat der Tourismusverband der Halbinsel nordwestlich von Adelaide entweder ein ausgesprochen gutes Marketingteam, oder es handelt sich bei der Eyre Peninsula tatsächlich um einen der schönsten Flecken Australiens.

Wir wollen uns selbst ein Bild machen. Erster Stop ist Whyalla, eine Industriestadt, die sich vor allem wegen der idealen Distanz von Adelaide für eine Übernachtung anbietet. In den Informationsbroschüren findet sich nur eine wirkliche Attraktion und wir sind leider zur falschen Jahreszeit unterwegs. Im australischen Winter kann man mit Tintenfischen tauchen, die sich hier zur Paarung treffen und beim Paarungstanz ihre Farbe schneller wechseln als Chamäleons. Unser erster Eindruck von Whyalla: Industrie, ein riesiges Stahlwerk direkt am Ortseingang und ein unspektakulärer, von Seegras übersäter Strand. Es ist reines Glück, dass wir bei unserem Nachmittagsspaziergang auf die Delfine stoßen, die regelmäßig den heimkehrenden Fischerbooten in die Marina folgen und alles andere als scheu sind. “Der Große mit der Narbe dort drüben lässt sich oft sogar streicheln”, versichert uns ein Fischer und wir können unser Glück nicht fassen, als einer der Delfine uns tatsächlich ganz aus der Nähe mustert.

Abgesehen von diesem tierischen Highlight wird uns Whyalla vor allem wegen der Einheimischen in bester Erinnerung bleiben. Ein freundlicher Krabbenfischer lässt Jakob eine riesige Blue Swimmer Crab streicheln. Im Café passt man unsere Bestellung fröhlich so an, dass sie den Großen ebenso wie dem Kleinen schmeckt und dann besteht die Kellnerin darauf, uns 3 Dollar nachzulassen, weil uns das passende Kleingeld fehlt. Jakob fallen fast die Augen aus dem Kopf, als die Rettungssanitäter ihn einladen, in's Rettungsauto zu steigen und anschließend nur für uns das Blaulicht betätigen. Den aus einem Gummihandschuh aufgeblasenen und schnell mit Marker verzierten Stift gibt er nicht mehr aus den Händen. Whyalla ist, dank der Freundlichkeit seiner tierischen und menschlichen Bewohner, eine positive Überraschung.

Die zweite Nacht verbringen wir in Coffin Bay. Die Emus, die auf den Tourismusplakaten abgebildet sind, sehen wir nicht. Aber der nahe gelegene National Park, der nette Spazierweg entlang der wunderschönen Bucht, glasklares Wasser und ausgezeichnete Meeresfrüchte in der lokalen Austernfarm machen dieses kleine Dörfchen zu einem gelungenen Stopp.

Die Fahrt entlang der Westküste erweist sich als ausgesprochen kurzweilig. Immer wieder eröffnen sich Blicke auf die spektakuläre Meereskulisse. Wir machen Halt für Spaziergänge an den Klippen, seltsame Felsformationen mitten in einem Getreidefelder und ein kühles Bier im “Community Hotel” in einem verschlafenen Küstendörfchen. Als das lokale Gasthaus geschlossen werden sollte, legte die Dorfgemeinschaft zusammen und rettete den einzigen echten Treffpunkt der Gemeinde. Heute trifft ein gewähltes Komitee alle Entscheidungen, die das Gasthaus betreffen und die Einheimischen zeigen ihre Wertschätzung, indem sie das Lokal zu ihrem zweiten Wohnzimmer machen.

Ob die Eyre Peninsula tatsächlich das Juwel des australischen Südens ist, sei dahingestellt. Was wir aber bestätigen können, sind die freundliche Community, die Zusammenhalt groß schreibt, eine faszinierende Unterwasserwelt, und nicht zuletzt ein hochbegabtes Marketingteam im Tourismusbüro.

Wyhallas Hauptattraktion sind die Tintenfische, die sich hier jährlich zur Paarung treffen.
Für uns sind allerdings die Delfine das tierische Highlight.
Neugierige Begutachtung auf beiden Seiten.
Whyalla ist eine Industriestadt, aber die hiesigen Sanitäter verschenken lustige Luftballonköpfe!
Stop in Tumby Bay - das Wasser ist klar und wir genießen die Abkühlung.
Ansonsten besticht Tumby Bay vor allem mit kunstvoller Street Art.
Dieses Gemälde ist Teil des "Silo Art Trails".
Küstenwanderweg in Coffin Bay
Im ruhigen Wasser entdecken wir unter anderem riesige Blue Swimmer Crabs.
Der Coffin Bay National Park ist von rauer Schönheit, die meisten Straßen nur mit Allradantrieb befahrbar.
Mittagspause mit Ausblick
Wanderung entlang der Felsen von Talia Beach
Hier gehen wir lieber nicht schwimmen...
Für dieses spektakuläre Foto der Woolshed Cave in Talia Beach ist einige Kletterei erforderlich!
Murphy's Haystacks
Ein wohlverdientes Bier im Streaky Bay Community Hotel
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